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Was tun, wenn Kinder starke Kopfschmerzen haben?

19.05.2025

Was tun, wenn Kinder starke Kopfschmerzen haben?

Hamburg, 19.05.2025 – 11 % der Kinder und Jugendlichen leiden unter Migräne.Meistens beginnt die Migräne bereits im Grundschulalter und tritt in der Pubertät – vor allem bei Mädchen – deutlich häufiger auf. Das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) gibt Tipps zum richtigen Umgang rund um den starken Kopfschmerz und erklärt, wie eine Migräne behandelt werden kann.

Es sind keineswegs nur Erwachsene betroffen. Auch im Kindes- und Jugendalter können alle Kopfschmerzarten auftreten, wobei Migräne und Spannungskopfschmerzen zu den häufigsten Formen gehören. Im Jahr 2024 hat das AKK rund 500 Patientinnen und Patienten im Kindes- und Jugendalter mit Migräne und/oder starken Kopfschmerzen sowohl ambulant als auch stationär behandelt.

„Migräne ist eine angeborene Erkrankung, die durch einen sehr starken, oft pulsierenden oder pochenden Kopfschmerz charakterisiert ist“, erklärt Dr. Alexandra Fürwentsches, Oberärztin Neuropädiatrie am AKK. „Ein Schmerz, der bei Bewegung schlimmer und meist von Licht- und Geräuschempfindlichkeit begleitet wird.“ 

In vielen Fällen besteht eine Hürde darin, Spannungskopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen von Migräne zu unterscheiden, denn es ist bei Kindern nicht immer alles so typisch wie im Erwachsenenalter und Kinder können die Symptome oft noch nicht so gut beschreiben. Am leichtesten erkennt man es aber am Verhalten des Kindes. Bei einer Migräne hören Kinder meistens auf zu spielen, werden blass, möchten sich freiwillig hinlegen und zurückziehen. Bei Spannungskopfschmerzen hingegen ist der Schmerz beidseitig beengend-drückend, von leichter bis mittlerer Intensität und wird bei körperlichen Routineaktivitäten nicht stärker. Mädchen und Jungen sind im Kindesalter gleichermaßen von Migräne betroffen. Im Jugendalter jedoch tritt die Erkrankung bei Mädchen vermehrt auf. Es bildet sich der hormonelle Zyklus aus - ein Zusammenhang, der im Erwachsenenalter als Auslöser zyklusabhängiger Migräneattacken gut belegt ist.

Wodurch kann eine Migräne ausgelöst werden?

 „Es ist wichtig, zwischen den Ursachen der Migräne und den Auslösern einzelner Migräneattacken zu unterscheiden“, erklärt Dr. Alexandra Fürwentsches. „Die Ursache liegt stets in der genetischen Veranlagung. Kommen dann noch bestimmte Auslöser, sogenannte ‚Trigger‘ hinzu, kann dies zu einer Migräneattacke führen.“ Als mögliche Auslöser gelten unter anderem eine Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus, starke Blutzuckerschwankungen (etwa durch das Auslassen einer Mahlzeit) oder belastende Ereignisse wie Schulstress oder Klassenarbeiten. Aber auch positiver Stress, etwa bei Kindergeburtstagen, kann zu einer Migräneattacke führen.

Wie kann Migräne behandelt werden?

Migräne bei Kindern ist nicht heilbar, lässt sich jedoch meist sehr gut behandeln. Je effektiver die Behandlung der einzelnen Kopfschmerzepisoden, desto niedriger ist das Risiko, dass die Kopfschmerzen chronisch werden. Die Behandlung von bereits bestehenden akuten Schmerzen nennt man Akutbehandlung. Viele Eltern zögern, ihrem Kind Schmerzmittel zu geben oder warten bis die Schmerzen schon stark sind. Bei leichten Spannungskopfschmerzen ist diese Zurückhaltung durchaus richtig. Handelt es sich jedoch um eine Migräneattacke, ist es wichtig, die Migräne so früh wie möglich mit geeigneten Schmerzmitteln in der richtigen Dosierung (Ibuprofen 10-15 mg/kg) zu unterbrechen, denn meist wirken die Schmerzmittel unter anderem aufgrund der begleitenden Übelkeit nur bei frühzeitiger Einnahme.

 „Im Rahmen der Behandlung legen wir neben der Akutbehandlung der Schmerzen großen Wert auf die Beratung zur Therapie, mit dem Ziel, die Migränehäufigkeit zu minimieren“, erläutert Dr. Alexandra Fürwentsches. Mit vorbeugenden Behandlungsmaßnahmen kann man die Kopfschmerzhäufigkeit um ungefähr 50 % reduzieren. Die Prophylaxe-Maßnahmen basieren auf mehreren Säulen: Diese sind im Kindesalter erstmal ohne Medikamente – Entspannungstechniken, ausreichender Ausdauersport, genügend Freiräume im Alltag und in manchen Fällen auch eine physiotherapeutische oder psychologische Therapie. Gelegentlich kann eine Nahrungsergänzung mit B-Vitaminen und Magnesium sinnvoll sein. Das alles erfordert auch viel Disziplin, deshalb ist es sehr wichtig, das Kind bei der Therapie mit ins Boot zu holen und zu erklären, warum diese Maßnahmen so sinnvoll sind. Zusätzlicher Druck auf das Kind sollte vermieden werden. In sehr seltenen Fällen mit schweren und häufigen Migräneattacken wird auch über einen begrenzten Zeitraum eine medikamentöse Dauertherapie zur Prophylaxe verordnet.

Kopfschmerztagebücher, auch in Form von Apps*, leisten bei der Diagnose und – im Verlauf – zur Beurteilung der Schmerztherapie eine große Hilfe. Jugendliche und ältere Kinder können unter anderem die Häufigkeit der Attacken, mögliche Schmerzen als auch die Einnahme der Medikamente protokollieren. Weitere präventive Maßnahmen sind ausreichend Trinken (ein Liter pro Tag), regelmäßige Mahlzeiten (immer ein Frühstück), genügend Schlaf, Ausdauersport sowie begrenzter Medienkonsum.

*Information zur Kopfschmerz-App: Laden Sie Ihrem Kind die Migräne-App der Schmerzklinik Kiel herunter und wenden Sie täglich die PMR nach Jacobson für Kinder/Erwachsene an. Dokumentieren Sie hier sowohl die Kopfschmerzen Ihres Kindes als auch die Einnahme der Medikamente. Hier geht es zur App: Die neue Migräne-App – Die Service-Seite - Schmerzklinik Kiel

 

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