Warum leiden immer mehr Kinder unter Rückenschmerzen? Studie zu relevanten Risikofaktoren

20.03.2025

Warum leiden immer mehr Kinder unter Rückenschmerzen? Studie zu relevanten Risikofaktoren

Hamburg, 14.03.2025 –  Rückenschmerzen sind weit verbreitet, nicht nur unter Erwachsenen. Auch Kinder haben oft schon Rückenprobleme. Herr Dr. Kiril Mladenov, leitender Arzt der Kinderorthopädie am Altonaer Kinderkrankenhaus, gibt einen Überblick zu den Risikofaktoren und zur Vorbeugung von Rückenschmerzen im jungen Alter. 

Die sozioökonomische Bedeutung von Rückenschmerzen in der gesamten Bevölkerung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Mittlerweile sind Rückenschmerzen der dritthäufigste Grund für die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, Arbeitsunfähigkeit und Rentenleistungen in Deutschland. Doch das Thema betrifft nicht nur Erwachsene: Auch immer mehr Kinder klagen über Rückenschmerzen.

Ursachen und Risikofaktoren von Rückenschmerzen bei Kindern
KiGGS, eine groß angelegte Langzeitstudie des Robert-Koch-Instituts zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen zwischen 2003 und 2006 zeigt: Etwa 20 % der 11- bis 13-jährigen und 45 % der 14- bis 17-Jährigen berichteten in den letzten drei Monaten von Rückenschmerzen. „Die Daten sind jedoch veraltet und es ist davon auszugehen, dass die Häufigkeit viel höher liegt“, erläutert Dr. Kiril Mladenov, leitender Kinderorthopäde am AKK. Bei Rückenschmerzen soll in erster Linie abgeklärt werden, ob es sich um „nicht-spezifische“ oder um „spezifische“ Beschwerden handelt. Die „nicht-spezifischen“ Beschwerden sind meistens milde Beschwerden und treten sehr häufig intermittierend ohne Begleitsymptome nach Überbelastung oder Fehlhaltung auf. Bei den „spezifischen“ Beschwerden liegt häufig eine organische Ursache vor. 2021 wurde die Leitlinie „Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen“ durch die Fachgesellschaften erarbeitet und veröffentlicht. Folgende Risikofaktoren für die Entstehung von Rückenschmerzen wurden gefunden: 

-    Mädchen in der Pubertät sind häufiger betroffen als andere Schülerinnen und Schüler
-    Begleiterkrankungen wie z.B. Bauchschmerzen, Migräne etc.
-    Psychosoziale Faktoren und emotionale Belastung wie geringe Lebenszufriedenheit, Ängstlichkeit, Depressivität oder geringer Selbstwert, Rückenschmerz in der Familie
-    Trageposition und Tragedauer des Ranzens
-    Hohe sportliche Aktivität, intensiver Leistungssport, technische Sportarten 
-    Arbeitsplatzfaktoren (z.B. Bedingungen f. Sitzen, Heben und Tragen, Körperhaltung)
-    Rauchen
-    Zu wenig Schlaf


Wichtig ist: Kinder können in dem Fall aktiv etwas für die Rückengesundheit tun und nicht-spezifischen Rückenschmerzen vorbeugen. 


3 Tipps - So bleibt der Kinderrücken stark und gesund: 
1. Bewegung: Regelmäßige, im Alltag verankerte Bewegung, zum Beispiel zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule, Sport im Verein. Es gibt nicht die eine empfehlenswerte Sportart, die die Rückengesundheit stärkt. Wichtig ist, dass das Kind dabei Spaß hat und sich regelmäßig bewegt.
2. Ranzen: Entscheidend sind Tragedauer und Trageposition. Der Ranzen sollte dicht am Rücken anliegen. In der folgenden Pressemitteilung finden Sie Informationen dazu, was beim Kauf und Tragen des Schulranzens wichtig ist: Zur Pressemitteilung
3. Haltung: Eine starre Haltung bei Kindern kann den Rücken belasten. Wichtig ist darum, die Sitzposition regelmäßig zu ändern.
Bei plötzlich auftretenden Schmerzen, in der Kombination mit Fieber, neurologischen Ausfällen, Wirbelsäulendeformitäten oder Ruhebeschwerden sollte umgehend der Kinderarzt kontaktiert werden. In akuten Notfällen ist sofort die Notaufnahme aufzusuchen.

Welche Risikofaktoren spielen aktuell eine Rolle? 
 „Aktuelle, zuverlässige Daten über die Prävalenz von Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen für den Raum Hamburg liegen nicht vor, sind jedoch angesichts der bundesweit steigenden Fallzahlen dringend erforderlich. Wichtige Parameter wie z. B. sportliche Aktivitäten, Schulranzen-Gewicht und Tragedauer, Medien-, Nikotin- und Alkoholkonsum, psychosoziale Faktoren sind veraltet oder wurden noch nicht erhoben. Um die aktuelle epidemiologische Lage für den Raum Hamburg zu erforschen, startet das AKK in diesem Jahr eine umfassende Umfragestudie unter Hamburger Schülerinnen und Schüler, mit dem Ziel, die relevanten Risikofaktoren für die Entstehung von Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen zu untersuchen“, berichtet Dr. Kiril Mladenov. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen deutlich angestiegen ist und dass weitere Parameter, die Rückenschmerzen begünstigen, dazugekommen sind.“ 

 

Die Studie ist in Form einer anonymisierten Online-Umfrage geplant. Die Zielgruppe umfasst mehr als 100.000 Hamburger Schülern und Schülerinnen im Alter von 11 bis 18 Jahren. Die Umfrage erfasst die Häufigkeit von Rückenschmerzen in den letzten drei Monaten sowie Risikofaktoren. Anhand der Ergebnisse können schlussfolgernd konkrete Empfehlungen zu sinnvollen Präventionsmaßnahmen getroffen werden. Gefördert wird dieses wichtige Projekt vom Verein Hamburg macht Kinder gesund e.V. Das Projekt ist für ein Jahr angesetzt. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung dieser Studie!“ Dr. Mladenov und sein Team aus dem AKK hoffen auf eine rege Teilnahme.

Socials

Besuche uns auf Facebook, Instagram oder Youtube!Erfahre immer zuerst, was es Neues gibt im AKK - hier findest Du Ansprechpartner, Veranstaltungen und on top gibt es Medizin ganz einfach erklärt.
nach oben