
30.10.2025
Gut zu Fuß von klein auf: Tipps für gesunde Kinderfüße und was beim Schuhkauf beachtet werden sollte
Hamburg, 30.10.2025 – Der regnerische Herbst ist da, in einigen Wochen steht schon der Winter vor der Tür und damit die alljährliche Frage: Passen die warmen Stiefel aus dem letzten Jahr noch? Während wir im Erwachsenenalter oft dieselben Stiefel mehrere Jahre tragen können, ist dies bei Kindern schwieriger – ihre Füße wachsen ständig, bis etwa zum 16. Lebensjahr. Worauf sollten Eltern in dieser Zeit achten? Wie finden sie den passenden Schuh für ihr Kind? Und was ist, wenn das Kind Probleme mit den Füßen aufweist? Dr. Eva Scheerer-Harbauer ist als Kinderorthopädin im Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) tätig und kennt die Antworten …
„Wenn Kinder auf die Welt kommen, ist ihre Fußmuskulatur noch nicht entwickelt“, erklärt Dr. med. Eva Scheerer-Harbauer, Oberärztin in der Kinderorthopädie am Altonaer Kinderkrankenhaus. „Sobald der Nachwuchs dann mit der Zeit anfängt zu stehen und zu laufen, bildet sich diese Muskulatur erst.“ Was viele Eltern dabei nicht wissen: Bis Kinder etwa zehn Jahre alt sind, haben sie häufig einen Plattfuß – und dürfen diesen laut Dr. Scheerer-Harbauer auch haben, das sei physiologisch ganz normal. Diese Zeit braucht es, bis sich das Fußgewölbe erstmal bildet, sich die Beinachse (die Ausrichtung der Beine, d.h. so wie die Hüfte, Knie und Sprunggelenke zueinanderstehen) und auch zum Beispiel das Gangbild entwickelt. Im AKK kann dies mit einer Untersuchung im Ganglabor und einer Fußdruckmessung genau analysiert werden, sollten Probleme im Gangbild auftreten.
Wird ein Plattfuß bei Kindern dann gar nicht behandelt?
„Prinzipiell besteht bis zehn Jahre keine Behandlungsbedürftigkeit eines Plattfußes bei einem sonst gesunden Kind und auch danach nur, wenn der oder die Betroffene Beschwerden hat“, so die Oberärztin. Diese würden sich vor allem in Schmerzen innenseitig am Fuß äußern. Hat das Kind eine Grunderkrankung oder ist über zehn Jahre alt und leidet unter Schmerzen, wird zunächst mit Physiotherapie gearbeitet. Außerdem können Orthesen oder propriozeptive Einlagen ausprobiert werden. „Diese Einlagen sind orthopädische Hilfsmittel, die durch gezielte Druckpunkte unter der Fußsohle die Körperwahrnehmung und die Muskelaktivität des Kindes beeinflussen.“ Wenn nichts davon hilft, kann der Kinderfuß auch mit einer kleinen Operation aufgerichtet werden.
Und wie hängen die Schuhe mit der Fußgesundheit zusammen?
„Das Wichtigste ist, dass die Schuhe eine flexible Sohle haben und weit genug sind“, sagt Dr. Eva Scheerer-Harbauer. Unterstützen Schuhe das Fußgewölbe, sind sie nicht gut für Kinder – sie stützen den Fuß, obwohl dessen Gewölbe noch nicht ausgebildet ist und das führt dazu, dass sich die Muskulatur gar nicht erst bildet. „Das heißt, wenn wir Fünfjährige schon mit solchen Schuhen versorgen, haben sie am Ende einen Plattfuß eben wegen dieser Schuhwahl“, resümiert die Ärztin.
Etwa alle drei Monate – oder früher, wenn das Kind Schmerzen äußert oder ein Paar Schuhe plötzlich nicht mehr anziehen möchte – sollten Eltern im Alltag die Größe von Kinderschuhen kontrollieren. Dafür gibt es einen simplen Trick: einen Papierstrohhalm in die Schuhe stecken. Dr. Scheerer-Harbauer erläutert: „Den schieben Eltern bis nach vorne zur Spitze durch, machen einen Knick an der Ferse und dann haben sie die Länge, die tatsächlich im Schuh an Platz ist. Das können sie dann mit den Füßen des Kindes vergleichen – es sollte etwa ein halber Zentimeter mehr Platz im Schuh sein.“
Wichtig sind laut der Kinderorthopädin für den Schuhkauf also folgende Punkte:
- Flexible, biegsame Sohle: Der Schuh sollte die natürliche Abrollbewegung des Fußes unterstützen.
- Ausreichend Platz: Vorne im Zehenbereich sollte etwa ein Daumenbreit Luft bleiben.
- Weite und Passform: Schuhe dürfen weder drücken noch einengen – am besten der Schuhkauf erfolgt nachmittags, wenn die Füße etwas breiter sind.
- Komfort: Das Kind sollte sich im Schuh wohlfühlen und ihn gern tragen wollen.
- Regelmäßiger Größencheck: Kinderfüße wachsen schnell – etwa alle drei Monate die Passform kontrollieren.
Gerade in der kühleren Jahreszeit lohnt sich also ein genauer Blick auf die kleinen Füße – mit gut sitzenden, flexiblen Schuhen kommen Kinder gesund und trittsicher durch den Herbst und Winter.
Extrakasten – Barfußschuhe:
Im Herbstlaub oder beim Sport: Wie sinnvoll sind Barfußschuhe?
Barfußschuhe haben eine flexible Sohle und sind eher weit – sind sie dann nicht ideal für Kinder? „Wenn das Kind damit gut zurechtkommt und sie bequem findet, kann man das machen“, findet die Kinderorthopädin Dr. Scheerer-Harbauer, doch: „Eine generelle Empfehlung kann ich nicht geben. Klar, der Mensch ist nicht mit Schuhen geboren. Aber wir sind ja auch nicht dafür gedacht, auf Teer und Beton zu laufen. Barfußschuhe haben gar keine Dämpfung – das kann und muss nicht jeder mögen.“ Und das wirklich Entscheidende ist: „Es gibt in der Literatur keine nachgewiesenen medizinischen oder sachlichen Vorteile von Barfußschuhen. Es können genauso günstige Schuhe sein, die eine weiche Sohle haben und weit genug sind – Hauptsache, es passt für das Kind.“
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