
14.04.2025
Neue Untersuchungstechnik bringt Klarheit für junge Patienten mit Erkrankungen im Bauchraum
Hamburg, 14.04.2025 – Kinder mit komplexen gastroenterologischen Erkrankungen stehen oft vor einer langenund belastenden Diagnose-Odyssee. Dank der großzügigen Förderung durch den Verein Hamburg macht Kinder gesund e.V. verfügt das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) nun über ein hochmodernes Manometrie-System zur hochauflösenden Manometrie und Impedanzmessung. Diese innovative Technik bietet die Möglichkeit zur Prüfung der Transportfähigkeit und Koordination des Magen-Darm-Trakts. Sie vermittelt ein exaktes Bild des Transportvorganges über die gesamte Speiseröhre hinweg.
„Mit der neuen Untersuchungsmethode können wir im AKK jetzt eine zusätzliche und innovative Diagnostik bei Störungen im oberen Gastrointestinaltrakt anbieten“, erklärt Dr. Gunter Burmester, Sektionsleiter Gastroenterologie am AKK. Mittels der Hochauflösenden Manometrie können unter anderem Funktionsstörungen der Speiseröhre diagnostiziert werden, die sich anderen Untersuchungsverfahren entziehen. Viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen haben bereits zahlreiche Untersuchungen hinter sich, ohne eine klare Diagnose zu erhalten. Die neu angeschaffte Technik ermöglicht es, in Fällen Fortschritte zu erzielen, in denen herkömmliche Methoden wie Endoskopie, Biopsie oder Kontrastmitteluntersuchungen keine ausreichenden Ergebnisse liefern.
So funktioniert die hochauflösende Manometrie
Das hochauflösende Manometrie-Gerät misst den Druck innerhalb des Magen-Darm-Trakts mit Hilfe eines dünnen, extra für Kinder hergestellten, flexiblen Katheters. Der Katheter wird dabei vorsichtig über die Nase in die Speiseröhre eingeführt. Während der Untersuchung schluckt der Patient oder die Patientin Wasser, feste Nahrung oder führt bestimmte Bewegungen aus, um die Muskelaktivität zu testen. Der Katheter ist mit mehreren Drucksensoren ausgestattet, welche die Druckveränderungen erfasst und grafisch aufzeichnet.
Dr. Christina Heinrich, Oberärztin der Gastroenterologie am AKK, erklärt: „Die Möglichkeit, Bewegungsstörungen und funktionelle Störungen der Speiseröhre so präzise zu erfassen, bedeutet einen echten Fortschritt für die Versorgung unserer jungen Patientinnen und Patienten. Viele von ihnen haben lange auf eine eindeutige Diagnose gewartet."
Einsatzbereiche der hochauflösenden Manometrie
Achalasie ist eine seltene, aber gravierende Störung der Speiseröhrenmuskulatur, die vor allem bei Erwachsenen, mitunter aber auch bei älteren Kindern, selten auch Kleinkindern, auftritt. Dabei ist die Steuerung der Muskulatur am unteren Ende der Speiseröhre beeinträchtigt, sodass die Nahrung nicht mehr richtig in den Magen gelangt. „Die Achalasie geht mit Schluckbeschwerden und Aufstoßen von Speisebrei einher. Diese Erkrankung ist manchmal schwer zu diagnostizieren, weil sie sich durch unspezifische Symptome wie Erbrechen oder Schmerzen hinter dem Brustbein zeigt. Dank der hochauflösenden Druckmessung können wir Achalasie frühzeitig erkennen und gezielt behandeln“, erklärt Dr. Christina Heinrich. Die Therapie der Erkrankung erfolgt in der Regel minimalinvasiv mittels einer endoskopischen Operation.
Eine weitere Indikation ist das unkontrollierte Hochbringen von Nahrung, meistens in zeitlichem Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme (Rumination). Diese Bewegungsstörung wird durch eine Fehlsteuerung der Darm-Hirn-Achse verursacht und ist unbedingt abzugrenzen von gastro-ösophagealen Reflux und gewöhnlichem Erbrechen. Bisher war es schwierig, den Mechanismus genau zu bestimmen. Die neue Diagnostik hilft, diese Störung zu identifizieren und gezielte Therapiemaßnahmen einzuleiten. Dazu gehören unter anderem spezielle Entspannungstechniken für die Bauchdecke.Die ersten beiden Patienten wurden bereits jetzt hiermit neu diagnostiziert.
Dies markiert einen bedeutenden Fortschritt für die medizinische Versorgung von Kindern mit komplexen gastroenterologischen Beschwerden. „Mit der neuen Technologie verstärken wir unser Engagement für eine hochspezialisierte und kindgerechte medizinische Versorgung. Wir danken Hamburg macht Kinder gesund e.V. für die Unterstützung“, so Dr. Gunter Burmester.
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