Als Hypospadie bezeichnet man eine angeborene Fehlbildung der Harnröhre bei männlichen Neugeborenen. Die Harnröhre ist auf der Unterseite des Gliedes nicht komplett verschlossen, so dass sich die Öffnung der Harnröhre nicht an der Spitze der Eichel sondern näher am Körper befindet. Eine solche Fehlbildung ist gar nicht so selten, sie tritt ungefähr bei einem von 300 männlichen Kindern auf.
Bei einer Hypospadie raten wir oft zu einer operativen Korrektur. Schwerere Formen müssen operiert werden, damit der Betroffene normal Wasserlassen und später Kinder zeugen und Geschlechtsverkehr haben kann. Leichtere Formen können wir operieren, um ein normales Aussehen zu erreichen und so eventuellen späteren psychologischen Belastungen vorzubeugen. Das Ziel der Operation ist es, die Öffnung der Harnröhre in den Bereich der Eichel zu verlegen. Bei schweren Formen der Hypospadie muss die Harnröhre hierfür verlängert bzw. ersetzt werden. Damit das Kind gut Wasserlassen kann, muss eventuell auch die Öffnung der Harnröhre geweitet werden.
Als Zeitpunkt für die operative Korrektur empfehlen wir entweder das Zeitfenster zwischen dem neunten und fünfzehnten Lebensmonat (dann können sich die Kinder später kaum an die Operation erinnern und wachsen ohne Belastung durch die Fehlbildung auf) oder das Zeitfenster zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr – dann bekommst Du zwar schon mehr von dem Eingriff mit, kannst aber auch besser mitmachen. Zum Beispiel musst Du nach der Operation sehr vorsichtig sein und darfst das Operationsgebiet nicht berühren – das können wir einem sehr kleinen Kind natürlich noch nicht erklären. Wie genau das Operationsverfahren funktioniert, erklären wir Dir und Deinen Eltern in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch, in dem wir auch alle eure Fragen beantworten. Du kannst Dir aber sicher sein, dass Du durch unsere modernen Narkoseverfahren und spezielle Schmerzbehandlung auch nach dem Eingriff kaum Schmerzen haben wirst.
Nach der Operation musst Du ein paar Tage bei uns im Krankenhaus bleiben, damit wir den Heilungsprozess beobachten und unterstützen können. Den Verband und den Bauchdeckenkatheter (über dieses kleine Röhrchen leiten wir während der Heilungszeit Deinen Urin ab) können wir in den meisten Fällen nach ungefähr drei bis sieben Tage nach der Operation entfernen. Damit Du dabei keine Schmerzen hast, bekommst Du ein Schmerzmittel und ein Bad, wodurch sich der Verband besser ablösen lässt. Sobald Du wieder problemlos allein wasserlassen kannst, darfst Du wieder nach Hause. Wenn wir die verkürzte Harnröhre während der Operation mit eigener Schleimhaut wieder aufbauen mussten, dauert der Heilungsprozess etwas länger. Du musst aber nicht die ganze Zeit bei uns in der Klinik bleiben sondern darfst mit dem Bauchdeckenkatheter nach Hause. Nach ca. drei Wochen kommst Du noch einmal ambulant (also nur tagsüber) zu uns in die Klinik. Dann kontrollieren wir, ob alles gut verheilt ist und entfernen den Katheter. Die Fäden müssen wir übrigens nicht ziehen – sie lösen sich nach zwei bis drei Wochen von allein auf.
Zu Hause solltest Du Dich erstmal schonen. Sport und auch Vollbäder solltest Du für einige Wochen vermeiden. Mit einem Kamillenbad des Operationsbereiches kannst Du die Wundheilung unterstützen. Vier bis sechs Wochen nach der Operation kommst Du zur Nachkontrolle zu uns; bis zum Ende der Pubertät kontrollieren wir außerdem einmal jährlich, ob sich alles gut entwickelt und Du keine Probleme mehr hast.
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