Nephrologie

In der Kindernephrologie beschäftigen wir uns mit Erkrankungen der Niere (altgriechisch „Nephros“). Als gesunder Mensch hast Du zwei Nieren, die für die Entgiftung Deines Körpers zuständig sind: Sie reinigen das Blut und bilden den Urin, mit dem Abfallstoffe ausgeschieden werden. Die Nieren beeinflussen darüber hinaus den Flüssigkeitshaushalt Deines Körpers und auch den Blutdruck.

Auch Erkrankungen der ableitenden Harnwege – dazu gehören Harnleiter, Blase und Harnröhre – behandeln wir in unserer Kindernephrologie. 

Krankheitsbilder

Nierenfunktionsstörungen

Wie Du schon gelesen hast, sind die Nieren unter anderem dafür zuständig, Dein Blut zu reinigen und Giftstoffe auszufiltern. Wenn die Nieren also nicht richtig funktionieren, schadet das auch anderen Organen – es kann zum Beispiel zu Bluthochdruck, Störungen des Nervensystems oder Blutarmut kommen, weshalb Nierenfunktionsstörungen immer behandelt werden müssen.

Obwohl eine Störung der Nierenfunktion so große Auswirkungen hat, ist sie im Anfangsstadium oft nur schwer zu erkennen. Typische Beschwerden gibt es nicht – manchmal führt eine Nierenerkrankung dazu, dass Du besonders viel trinkst und sehr oft auf die Toilette musst. Auch, wenn Du nur langsam wächst oder immer sehr blass bist, kann eine Nierenerkrankung die Ursache sein. Spätestens, wenn Du Dich nur noch schwer konzentrieren kannst, immer sehr müde bist und keine Lust auf Bewegung hast, solltest Du Dich gründlich untersuchen lassen. 

Unsere Ärzte können am besten an Deinem Blut und Deinem Urin erkennen, wie gut Deine Nieren funktionieren. Dafür gibst Du eine Urinprobe ab und wir nehmen Dir ein wenig Blut ab. Wenn Du Angst vor dem „Piekser“ beim Blutabnehmen hast, bekommst Du vorher ein Betäubungspflaster, so dass Du den Stich kaum merkst – versprochen! Im Labor untersuchen wir dann, wieviel Kreatinin (ein Stoffwechselprodukt) und Harnstoff in Deinem Blut und Deinem Urin sind.

Außerdem führen wir wahrscheinlich eine Ultraschalluntersuchung durch. Damit können wir sehen, wo Deine Nieren sich genau befinden und wie groß sie sind. Vielleicht brauchen wir auch Deine Hilfe und bitten Dich, über einen gewissen Zeitraum aufzuschreiben, wie viel Du trinkst und wie oft Du auf die Toilette musst. Dieses Tagebuch hilft uns dabei, die Funktion Deiner Nieren besser zu beurteilen. 

Je nachdem, wie stark die Nierenfunktionsstörung bereits fortgeschritten ist, kommen unterschiedliche Behandlungsformen in Frage. Wenn die Nierenfunktion noch ganz in Ordnung ist, reichen meist Medikamente aus, auch ein individuell für Dich zusammengestellter Ernährungsplan hilft dabei, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen. Wenn die Nierenfunktion allerdings sehr schlecht ist, muss meist eine künstliche Reinigung des Blutes („Dialyse“) oder eine Nierentransplantation – also der Ersatz der eigenen Niere durch ein gespendetes gesundes Organ – erfolgen.

Enuresis (Einnässen)

Enuresis bedeutet nichts anderes als Bettnässen. Bettnässen ist ein Problem, unter dem relativ viele Kinder leiden. Oft sprechen aber weder Kinder noch Eltern darüber, was wiederum dazu führt, dass wir oft erst zeitverzögert mit einer Behandlung beginnen können.

Als behandlungsbedürftig stufen Mediziner Bettnässen ein, wenn es mindestens in zwei Nächten im Monat bei Kindern über dem fünften Lebensjahr auftritt. Wir unterscheiden monosymptomatisches Einnässen, bei dem die Kinder tagsüber unauffällig sind und nur nachts einnässen, vom nichtmonosymptomatischer Enuresis, bei der die Kinder auch tagsüber unter häufigem Harndrang oder ungewolltem Urinverlust leiden. Außerdem teilen Mediziner das Bettnässen in primäre und sekundäre Form ein: Die primäre Enuresis meint, dass das nächtliche Einnässen ohne längere Trockenphase bereits seit der Geburt besteht. Sekundäre Enuresis heißt, dass es eine mindestens sechsmonatige „Trockenphase“ gab, nach der das Einnässen wieder neu beginnt. Ganz wichtig ist, dass einige Kinder die vollständige Blasenkontrolle erst nach dem fünften Lebensjahr erreichen – das ist keine Erkrankung und nicht behandlungsbedürftig.

Wenn Du mit einem Einnäss-Problem zu uns in die Klinik kommst, sprechen wir erstmal ganz ausführlich mit Dir und Deinen Eltern über das Thema, fragen Euch nach eventuellen Vorerkrankungen, danach wie oft Du einnässt und einiges mehr. Das muss Dir überhaupt nicht peinlich sein – wie schon geschrieben, leiden sehr viele Kinder unter dem gleichen Problem. Weder Du noch Deine Eltern seid in irgendeiner Weise „schuld“ daran. Wir erklären Dir und Deinen Eltern zum Beispiel, wie die Blase funktioniert und was Deine Trink- und Ess-Gewohnheiten eventuell mit Deinem Problem zu tun haben könnten. Manchmal reichen diese allgemeinen Tipps und Hinweise schon aus und Du benötigst gar keine weitere Therapie.
Vielleicht bitten wir Dich, ein „Blasentagebuch“ zu schreiben. Darin schreibst Du mit Hilfe Deiner Eltern an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auf, wie viel Du getrunken hast, wie oft Du auf der Toilette warst und welche Menge Harn Du dabei ausgeschieden hast. Diese Daten geben uns viele Informationen, die uns dabei helfen, Dich zu behandeln.

Bettnässen kann verschiedene Ursachen haben. Um zu schauen, ob bei Dir eine körperliche Erkrankung vorliegt, schauen wir uns Deinen Körper genau an, insbesondere natürlich die Unterbauchregion. Wahrscheinlich machen wir auch einen Ultraschall. Mit dieser Untersuchung, die nicht weh tut, können wir uns Deine Blase und Deine Niere genauer ansehen. Mit einer Ultraschalluntersuchung können wir auch den „Restharn“ abschätzen – das ist der Rest Urin, der auch direkt nachdem Du auf der Toilette warst, in der Blase verbleibt. Auch Deinen Urin an sich schauen wir uns genauer an – so können wir zum Beispiel feststellen, ob Du vielleicht eine Blasenentzündung hast, die wiederum das Einnässen begünstigen könnte. Vielleicht musst Du auch einmal auf eine besondere Toilette bei uns im Krankenhaus gehen: diese misst den Harnstrahl, was uns wichtige Hinweise darüber gibt, ob Du vielleicht eine Blasenentleerungsstörung hast. Es gibt noch einige weitere Untersuchungsverfahren – bei den allermeisten Kindern reichen aber die oben genannten aus.

Wenn wir herausgefunden haben, warum Du einnässt, können wir eine individuelle – also für Dich genau passende – Behandlung beginnen. Je nach Ursache Deiner Enuresis können wir Dich zum Beispiel mit Medikamenten behandeln: So kann es zum Beispiel sein, dass Du zu wenig von einem bestimmten Hormon im Körper hast, das nachts die Urinproduktion drosselt. Dieses Hormon können wir Dir dann in künstlicher Form als Tabletten geben. Mit einem anderen Medikament können wir das Blasenvolumen vergrößern, wenn Dein Einnässen an einer zu kleinen oder zu aktiven Blase  liegt. Wenn Dein Einnässen daran liegt, dass Du nachts einfach nicht merkst, wenn Du auf die Toilette musst, kommt vielleicht eine sogenannte Alarmtherapie für Dich in Frage: Hierbei trainieren wir, dass Dein Körper den Reiz der vollen Blase besser wahrnimmt und Dich nachts aufweckt.

Harnwegsinfekte (Blasen- oder Nierenbeckenentzündungen)

Kinder haben oft Harnwegsinfekte. Sie entstehen normalerweise, wenn von außen Bakterien in die Harnröhre gelangen und von dort aus in Blase, Harnleiter und Nierenbecken geraten. Eine allgemeine Unterkühlung oder kalte Füße helfen den Bakterien, sich schneller auszubreiten – deswegen sollten Deine Eltern zur Vorbeugung von Blasenentzündungen darauf achten, dass vor allem Deine Füße und Dein Unterbauch nicht zu kalt werden. Ein weiterer Tipp, um Harnwegsinfekten vorzubeugen: Damit keine Keime aus dem Darm in die Harnröhre gelangen, sollte man den Po nach dem Stuhlgang immer von vorne nach hintern abwischen. Das gilt insbesondere für Mädchen, die wegen ihrer kürzeren Harnröhre öfter an einer Blasenentzündung leiden.

Wenn es doch einmal zu einer Blasenentzündung gekommen ist, spürst Du das sehr schnell. Die Harnröhre fühlt sich brennend an, auf die Toilette zu gehen, tut weh. Ganz kleine Kinder können diese Schmerzen aber oft noch nicht richtig ausdrücken – als Eltern sollten Sie zum Beispiel an eine mögliche Blasenentzündung denken, wenn kleine Kinder sehr häufig Wasser lassen müssen, sich immer wieder zwischen den Beinen jucken oder besonders empfindlich sind. Auch wenn Ihr Kind nachts wieder einnässt, nachdem es schon länger trocken war, kann dies auf eine Blasenentzündung hindeuten.

Eine Blasenentzündung sollte möglichst schnell behandelt werden, damit sie sich nicht weiter ausbreiten kann. Andernfalls kann eine Nierenbeckenentzündung entstehen, die meist mit Bauch- und Rückenschmerzen, Fieber und Erbrechen einhergeht. Da die Nieren beim kleinen Kind noch wachsen, kann eine Nierenbeckenentzündung unter Umständen zu dauerhaften Schäden an der Niere führen – ein Grund mehr, eine Blasenentzündung sofort ärztlich behandeln zu lassen. In der Regel empfehlen wir eine Antibiotika-Therapie. Du kannst die Behandlung unterstützen, in dem Du ganz viel trinkst – am besten Wasser oder ungesüßten Tee. 

Wenn Du sehr oft Harnwegsinfekte hast, kann das unter Umständen daran liegen, dass die ableitenden Harnwege bei Dir nicht richtig funktionieren. Wenn wir diesen Verdacht haben, machen wir eine Ultraschalluntersuchung.

Blasenstörungen bei Spina bifida Patienten

Eine Spina bifida ist eine angeborene Fehlbildung der knöchernen Wirbelsäule und des Rückenmarks, die meist im unteren Bereich der Wirbelsäule auftritt. Der Begriff bedeutet „Spaltwirbel“, umgangssprachlich werden solche Fehlbildungen auch „ offener Rücken“ genannt. Spina bifida treten in unterschiedlichen Formen auf, die sich in Schweregrad und Auswirkung teilweise stark unterscheiden.

Mit einer Spina bifida gehen oft Störungen der Funktion des unteren Harntraktes einher, die unbehandelt bis zum Nierenversagen führen können. Da die Schädigungen des Harntrakts schon im Mutterleib beginnen können, sollte die Therapie direkt nach der Geburt starten. Je nach Ausprägung der Schädigung kommen verschiedene Behandlungsformen in Frage – von Medikamenten, die den Harndrang reduzieren, über Antibiotika, Katheter bis hin zur Operation am unteren Harntrakt. Ist ein operativer Eingriff nötig, hängen die Erfolgsaussichten stark von der Erfahrung des Operateurs ab. Ziel der neuro-urologischen Therapie bei Spina bifida Patienten ist immer, den oberen Harntrakt zu schützen und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern, indem die Patienten ihre Blasenfunktion selbst steuern können. Deswegen stimmen wir die Therapie möglichst individuell auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse unserer Patienten ab.

Vesikoureteraler / vesikoureterorenaler Reflux

Der Begriff „Reflux“ bedeutet Rückfluss – unter „vesikoureteralem Reflux“ verstehen Mediziner den Rückfluss von Harn von der Blase in den Harnleiter. Gelangt der Urin sogar bis ins Nierenbecken zurück, sprechen wir von „vesikoureterorenalem Reflux“.

Diese Erkrankungen behandeln wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus der Kinderurologie. Auf deren Seite findest Du auch weitere Informationen zu vesikoureteralem und vesikoureterorenalem Reflux.

Weitere Erkrankungen

In der Kindernephrologie betreuen wir Dich außerdem....

... wenn ein Ultraschall Auffälligkeiten der Harnwege gezeigt hat, wie zum Beispiel

  • Erweitertes Nierenbecken oder Harnleiter
  • Zysten an den Nieren
  • Zu kleine Nieren

 

... bei auffälligen Ergebnissen einer Urinuntersuchung wie zum Beispiel

  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Eiweiss im Urin (Proteinurie)

Was erwartet Dich bei einer teilstationären Behandlung?

Wenn Du aufgrund von Einnässen oder wiederkehrenden Harnwegsinfektionen von Deinem Kinderarzt zu uns geschickt wirst, gibt es keinen Grund Angst zu haben. Was bei uns passiert tut nicht weh und ist auch nicht unangenehm.

Folgende Untersuchungen erwarten Dich bei uns:

  • Harnstrahlmessungen (Uroflow): Mit einem speziellen WC, das an einen Computer angeschlossen ist, können wir die Entleerung Deiner Blase auswerten. Du sitzt ungestört hinter einem Vorhang und gehst ganz normal – wie sonst auch – auf die Toilette. Da die Situation natürlich trotzdem etwas ungewohnt ist, machen wir in der Regel drei Messungen, damit wir die Blasenfunktion sicher beurteilen können. Während der Wartezeit bekommst Du natürlich etwas zu trinken von uns.
  • Körperliche Untersuchung
  • Ultraschalluntersuchung: Auch mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung können wir uns Deinen Körper von Innen anschauen, Organe untersuchen und ihre Form und Struktur beurteilen. Die Untersuchung tut nicht weh und ist auch nicht gefährlich – wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, wie ein Ultraschall funktioniert, schau doch mal auf der Seite unserer Radiologie vorbei.
  • Urinuntersuchung: Mit einer Probe Deines Urins können wir verschiedene Tests durchführen. Wir schauen uns zum Beispiel an, wie hoch die Konzentration bestimmter Stoffe in Deinem Urin ist und können so Rückschlüsse zu verschiedenen Erkrankungen ziehen.
  • Eine Blutentnahme ist in den allermeisten Fällen nicht erforderlich.
  • Zum Schluss folgt ein ausführliches Gespräch mit Dir und Deinen Eltern über die Ergebnisse der Untersuchungen und das weitere Vorgehen.

Liebe Eltern,

bitte nutzen Sie für eine Terminvereinbarung unser Kontaktformular!

Bitte bringen Sie zum Termin bei uns das hier herunterzuladende Protokoll ausgefüllt mit.

Wenn Sie weitere Informationen zum Thema Einnässen suchen, empfehlen wir Ihnen die Broschüre der Konsensusgruppe Kontinenzschulung im Kindes-und Jugendalter KgKS e.V.

Tel.: 040 88 908 701

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Ansprechpartner

  • Nephrologie Dr. med. Thomas Henne

    Oberarzt
    Nephrologie
    Dr. med. Thomas Henne
    Tel.: 040 88908 701
    Fax: 040 88908 705

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