Das Kurzdarm-Syndrom beschreibt – wie der Name schon sagt – einen Darm, der zu kurz ist, um eine normale Ernährung und Versorgung mit Nährstoffen zu ermöglichen. In seltenen Fällen kann dies ein angeborenes Problem sein, meist entsteht ein Kurzdarm-Syndrom aber, wenn bei chirurgischen Eingriffen große Abschnitte des Darms entfernt werden mussten. Bei Kindern können solche Operationen zum Beispiel in Folge einer nekrotisierenden Enterocolitis (NEC, entzündliche Darmerkrankung bei Früh- / Neugeborenen), einer Gastroschisis („Bauchspalte“, Fehlbildung der Bauchwand) oder einer neonatalen Volvulus (Verdrehung und daraus folgende zu geringe Durchblutung des Darmes) nötig werden. Als weitere Ursache kommen Erkrankungen in Frage, bei denen der Darm zwar normal lang ist, aber nicht regulär funktioniert – weil entweder Nährstoffe nicht verarbeitet werden können oder die Transportfunktion des Darms eingeschränkt ist.
Bei Kindern spricht man erst dann von einem Kurzdarm, wenn die Länge des Darms weniger als 30 Prozent der durchschnittlichen Darmlänge der jeweiligen Altersgruppe entspricht. Diese scheinbar sehr große Abweichung erklärt sich dadurch, dass der Darm bei Kindern noch stark wächst, allein im ersten Lebensjahr nimmt die Länge um ca. 30 Prozent zu. Bei frühgeborenen Kindern ist das Längs-Wachstum des Darms häufig besonders stark – die Entfernung von Darmabschnitten muss also nicht zwangsläufig ein Kurzdarm-Syndrom zur Folge haben.
Wenn chirurgisch ein Abschnitt des Darms entfernt wird, passt sich der verbliebene Darm in der Regel an, zum Beispiel in dem er sich ausweitet (Darmdilatation) oder bestimmte Strukturen im Darminneren wachsen (Hypertrophie der Darmzotten oder der Zellfortsätze / Villi) – Mediziner sprechen von einer „Adaptionsreaktion“. Im Dickdarm (Kolon) findet diese Art der Anpassung nicht statt – die Wissenschaft weiß allerdings noch nicht genau, ob der Dickdarm im Kindesalter „lernfähig“ ist und eventuell lernt, auch solche Nahrungsbestandteile aufzunehmen, die normalerweise in anderen Darmabschnitten verarbeitet werden.