
28.07.2023
11 Fragen an das Stillen - Die wichtigsten Fakten für stillende Mütter
Hamburg, 28.07.2023 –Warum habe ich so starke Schmerzen beim Stillen? Woran erkenne ich eigentlich, ob mein Kind ausreichend trinkt? Und ist die Form meiner Brust entscheidend für den Erfolg des Stillens? Das sind nur einige Fragen, die Mütter in der Stillzeit beschäftigen. Anlässlich der Weltstillwoche (01.-07.08.) beantworten Annette Wöhlke und Alexandra Raab, Kinderkrankenschwestern und Still –und Laktationsberaterinnen IBCLC im Perinatalzentrum Altona, die 11 wichtigsten Fragen:
1. Ich habe Schmerzen beim Stillen – was kann ich tun?
Oft wird der Milchspende-Reflex als kurzer Schmerz empfunden, der nach zwei bis drei Saugzügen nachlässt. Treten aber vermehrt und dauerhaft Schmerzen auf, sollte dies unbedingt abgeklärt werden. Denn Stillen sollte keinesfalls wehtun. Ursache der Schmerzen ist häufig inkorrektes Anlegen. Hier bedarf es einer fachlichen Unterstützung. (s. Frage 2)
2. Und wie lege ich mein Baby richtig an?
Um Schmerzen zu vermeiden und damit das Baby gut trinken kann, gibt es für das Anlegen beim Stillen ein paar kleine Tricks:
- Bauch an Bauch legen
- Auf Brusthöhe anlegen
- Ohr, Schulter und Hüfte des Babys sollten dabei eine Linie ergeben
- Darauf achten, dass der Mund des Babys weit geöffnet ist
- Das Kinn des Babys berührt die Brust und das Baby kann durch die Nase atmen
- Wichtig: Eine bequeme Stillposition ist das A und O
3. Woran erkenne ich, dass mein Baby genug Milch bekommen hat?
Ob das Baby ausreichend trinkt, erkennen Eltern am Windeltest. Es gilt: 5 bis 6 Urinwindeln und 3- bis 4-mal weicher Stuhl pro Tag zeigen in den ersten Wochen, dass das Baby genug Milch bekommt. Ab der 4. bis 6. Lebenswoche kann die Häufigkeit des Stuhlgangs stark abnehmen, dann kann auch nur einmal wöchentlicher Stuhl normal sein. Weitere Hinweise, dass das Baby genug Milch bekommt, sind außerdem: 1. Das Baby ist aktiv und an seiner Umgebung interessiert. 2. Bei der Stillmahlzeit sieht die Stillende effektive Kieferbewegungen und hört Schluckgeräusche. 3. Zusätzlich gibt die Gewichtskurve einen Anhaltspunkt (z.B. online: WHO-Perzentilen).
4. Muss ich während des Stillens eigentlich mehr trinken?
Auch in der Stillzeit ist es wichtig, reichlich und regelmäßig zu trinken. Empfohlen werden pro Tag mindestens zwei Liter Flüssigkeit, sprich Leitungs- oder Mineralwasser. Am besten zu jeder Stillmahlzeit ein Glas Wasser bereitstellen. Denn was viele Mütter mit Erstaunen feststellen: Stillen macht sehr, sehr durstig!
5. Ist die Form meiner Brust entscheidend für den Erfolg des Stillens?
Nein, weder die Form noch die Größe der Brust und der Brustwarzen sind ausschlaggebend für den Erfolg des Stillens bzw. für eine ausreichende Milchbildung. Vielmehr kommt es auf die Speicherkapazität der Brustdrüsen an – und die kann beeinflusst werden. Durch häufige und regelmäßige Stimulation der Brust durch das Baby erreicht die Stillende eine gute Milchbildung. Je häufiger das Kind an der Brust trinkt, desto mehr Milch wird auch produziert. Als Maßregel gilt: 8- bis 12-mal in 24 Stunden, also alle zwei bis drei Stunden, stillen.
6. Hilfe, meine Brust hat sich entzündet. Kann ich jetzt nicht mehr stillen?
Doch, es darf weiter gestillt werden. Wichtig ist aber, dass die Mutter auf ihre eigenen Bedürfnisse achtet und die Brustentzündung gut behandelt. Eine Brustentzündung äußert sich durch eine schmerzhafte, gerötete Schwellung der betroffenen Brust. Häufige Symptome sind u.a. ein grippeähnliches Krankheitsgefühl, eine erhöhte Temperatur oder Fieber, Schüttelfrost und manchmal auch Gliederschmerzen. Betroffene Frauen sollten bei einer Brustentzündung folgendes beachten:
- Zur Abklärung und evtl. Antibiotikaverschreibung: Termin bei der Gynäkologin oder dem
Gynäkologen wahrnehmen - Bettruhe einhalten
- Regelmäßiges Anlegen des Babys oder Entleeren der Brust
- Schmerzmedikation z.B. mit Ibuprofen möglich
- Kühlung für mindestens 20 Minuten der betroffenen Brust (nicht in Verbindung mit der Einnahme von Antibiotika zum selben Zeitpunkt)
7. Mein Baby hat ein zu kurzes Zungenband und Schwierigkeiten beim Trinken – was ist die optimale Lösung?
Es gibt verschiedene Ausprägungen eines zu kurzen Zungenbandes. Liegt der Verdacht vor, dass das Kind ein zu kurzes Zungenband hat, sollten fachkundige Spezialisten eine Einschätzung vornehmen und die Eltern über eine mögliche Durchtrennung des Zungenbandes aufklären. Wichtig ist, dass im Vorfeld eine Stillberatung stattgefunden hat, um mögliche andere Stillschwierigkeiten zu beseitigen. Denn nicht jedes zu kurze Zungenband muss zwangsläufig getrennt werden. Ist es für eine erfolgreiche Stillzeit allerdings notwendig, dass eine Durchtrennung erfolgen muss, bedarf es einer fachgerechten Aufklärung, Durchführung und Nachbereitung.
8. Milch abpumpen – was gilt es zu beachten?
Regel Nummer Eins: Das Abpumpen sollte nicht schmerzhaft sein. Ein gemütlicher Ort zum Abpumpen, Zeit und die passende Brusthaube erleichtern das Abpumpen. Bei der Wahl der Brusthauben-Größe sollte beachtet werden, dass sich die Brustwarze frei im Tunnel der Haube bewegen kann. Das Vakuum der Pumpe kann individuell eingestellt werden, sodass es nicht schmerzt. Unbedingt immer auch auf die Hygiene achten!
9. Wie lang kann ich abgepumpte Muttermilch aufbewahren?
Je nach Aufbewahrungsort unterscheidet sich die Haltbarkeit der abgepumpten Milch:
Aufbewahrungsort | Raumtemperatur 16-25 Grad | Kühlschrank 4 Grad oder kälter | Gefrierschrank -18 Grad oder kälter | Zuvor eingefrorene Milch, die im Kühlschrank aufgetaut wurde |
Aufbewahrungszeit | 4-6 Stunden | 4 Tage | 6 Monate | Bis zu zwei Stunden bei Raumtemperatur Bis zu 24 Stunden im Kühlschrank Nicht wieder einfrieren! |
10. Mein Kind verschluckt sich sehr häufig beim Stillen, was kann ich tun?
Verschluckt sich ein Kind oft beim Stillen, kann es sich um einen starken Milchspende-Reflex der Brust handeln. Die zurückgelegte Stillposition ist dafür sehr gut geeignet, da das Kind gegen die Schwerkraft trinken muss. Dabei halb liegend an einem Kissen oder einer Rückenlehne lehnen, das Baby bäuchlings auf den Bauch legen und dabei seinen Rücken mit dem Arm stützen. Der Milchfluss wird dadurch verlangsamt.
11. Sind Medikamente in der Stillzeit erlaubt?
Ja, in der Stillzeit sind Medikamente erlaubt, die nicht in die Muttermilch bzw. nur in ganz gering Mengen zum Baby übergehen. Zur Schmerzlinderung sind beispielsweise Ibuprofen und Paracetamol in gewisser Dosierung geeignet. Einzelne Dosen sind immer verträglicher als eine Langzeittherapie, beide Varianten sind jedoch möglich. Ein Abstillen aufgrund von Medikamenteneinnahme ist in den seltensten Fällen nötig. Weitere Informationen erhalten stillende Frauen auf der Website https://www.embryotox.de/.
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