Hilferuf aus der Klinik: Mitarbeitende mit offenem Brief bei der Behörde

25.03.2022

Hilferuf aus der Klinik: Mitarbeitende mit offenem Brief bei der Behörde

Die Sorge der unmittelbar bevorstehenden Einführung der Bewohnerparkplätze in Ottensen und den damit verbundenen Auswirkungen für Mitarbeitende sowie Eltern der Patientinnen und Patienten wächst weiter bei den Verantwortlichen im Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK). Bemühungen der Klinikleitung nach einer adäquaten Lösung wird durch einen offenen Brief der Belegschaft des AKK unterstützt.

Das Klinikpersonal des Altonaer Kinderkrankenhauses fühlt sich von der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nicht ausreichend wahrgenommen und wendet sich mit einem Hilferuf an den Senator. Problem ist die kurzfristige Erweiterung der Bewohnerparkplätze in Ottensen, welche wesentliche Interessensgruppen im Mischgebiet gänzlich ignoriert. Trotz zahlreicher Vermittlungsversuche sowie dem offiziellen Widerspruch seitens der Klinikleitung lässt die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nicht von ihrem Kurs ab. Auch das Denkmalschutzamt, Referat Gartenbaupflege, lehnt das Bestreben der Klinikleitung, die bestehenden Parkplätze zu erweitern, auf Grund der Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes des Krankenhauses im Rahmen einer Vorabanfrage ab. Dadurch entgeht der Klinikleitung eine weitere Chance, mehr Parkplätze für Mitarbeitende und Besuchende zu schaffen und eine Verbesserung der Situation zu erwirken. Daher unterstützt sie den Hilferuf der Belegschaft: Mit einem offenen Brief richtet sich die Belegschaft an den Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Dr. Anjes Tjarks, und bringt den Standpunkt der nicht berücksichtigten Interessensgruppen sowie entsprechende Forderungen nach Gleichbehandlung mit den Anwohnenden vor. Dieses Schreiben sollte heute durch Mitarbeitende der Klinik überreicht werden. Trotz vorheriger Ankündigung der Aktion stand seitens der Behörde niemand persönlich zu einem Austausch bereit. Begleitet wurden die Vertreter durch Pflegedirektor Ibrahim Bölad, der der Aktion Nachdruck verleihen wollte. „Wir hätten uns mehr Respekt gegenüber dem so wichtigen medizinischen Fachpersonal gewünscht. Die Heldinnen und Helden der Corona-Zeit haben mehr verdient. Es zeigt sich leider, dass die gesellschaftliche Anerkennung für unsere Berufsgruppe offensichtlich noch nicht so ist, wie sie sein sollte“, so Bölad.

Wortlaut des offenen Briefes:

Sehr geehrter Herr Senator,

ab dem 28. März erweitert der Landesbetrieb Verkehr das Bewohnerparkgebiet Ottensen. Mit dieser Neuordnung entfallen für alle Mitarbeitenden der AKK Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH sowie deren Tochterunternehmen und für alle Besuchenden von Patientinnen und Patienten die regulären Parkmöglichkeiten im Umfeld des Klinikgeländes. Bei der Neuregelung des Parkgebietes wurden ganze Interessensgruppen rücksichtslos ignoriert. Die Vermittlungsversuche seitens der Klinikleitung sowie der offizielle Widerspruch ließen ein Entgegenkommen seitens Ihrer Behörde gänzlich vermissen. Ein kalter Entzug des PKW als Beförderungsmittel für alle, die darauf angewiesen sind, ist inakzeptabel und lässt uns enttäuscht und sprachlos zurück. Uns als Beschäftigte systemrelevanter Berufsgruppen derart zu verprellen, empfinden wir als respektlos. Bei allem Verständnis für die Mobilitätswende – eine Berücksichtigung unserer Interessen hätten wir uns wirklich sehr gewünscht. Der Hinweis auf die Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel berücksichtigt nicht, dass für die meisten Kolleginnen und Kollegen eine Nutzung dieser aufgrund weiter Anfahrtswege nicht in Frage kommt:

Stimmen von Mitarbeitenden
Hanna: „Ich wohne mit meiner Familie in Jork, in der Nähe meiner Eltern. Im Schichtdienst bin ich dringend auf die Unterstützung meiner Familie angewiesen. Wenn ich Spätdienst habe, kümmern sich meistens meine Eltern um meine Kinder. Da der Spätdienst erst um 21:35 Uhr endet, würde ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erst um 23:15 Uhr in Jork ankommen - und auch nur unter der Woche. An den Wochenenden kommen die Fahrtzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel wieder nicht hin. Außerdem könnte ich die öffentlichen Verkehrsmittel nur nutzen, wenn ich pünktlich rauskomme. Dass man tatsächlich ganz pünktlich rauskommt, kann man in unserem Beruf aber nie garantieren. Unser Arbeitgeber hat schon sogenannte Nachmittagsparkkarten eingeführt. Das heißt, ab 15 Uhr, wenn sich der Mitarbeiterparkplatz etwas leert, könnte ich dort einfahren. Mein Spätdienst beginnt aber um 13:30 Uhr. Ich müsste also meine Pause dafür nutzen, um während des Dienstes umzuparken.“

Angelika: „Die Fahrzeiten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind recht lang. Es darf in meinen Diensten nichts schiefgehen oder mal fünf Minuten länger dauern, weil ich sonst meine Anschlüsse nicht bekomme und am Hauptbahnhof, gerade nach dem Spätdienst, bis zu einer Stunde auf den nächsten Zug warten muss. Wenn alles glatt läuft, bin ich nach dem Spätdienst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln um 23:45 Uhr zuhause. Wenn es nicht glattgeht, gerne auch mal eine Stunde später. Als Frau fühle ich mich nachts alleine am Hauptbahnhof aber auch nicht mehr sehr sicher.“

Nina: „Die Warteliste für eine Parkkarte ist sehr lang. Seit 2021 hoffe ich darauf. Ich habe die Stadt auch schon angeschrieben und gefragt, wie ich in Zukunft zur Arbeit kommen soll. Bisher habe ich keine Antwort erhalten. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln müsste ich bereits um 4:30 Uhr das Haus verlassen, obwohl ich in Hamburg wohne.“

Michael: „Ich wohne mit meiner Frau und meinem Kind in Itzehoe. Dort gibt es aber keine passende Arbeit für uns. Ich fahre daher morgens mit meiner Frau und meinem Kind zur Klinik Altona, denn dort arbeitet meine Frau und mein Kind geht dort in die Kita. Ich selbst fahre dann weiter zum AKK. Ich finde es meinem Kind gegenüber unzumutbar, jeden Morgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Itzehoe nach Altona zu fahren. Meine Familie und ich sind daher auf ein Auto und die Parkmöglichkeiten in der Nähe unserer Arbeitsstätten angewiesen. Zudem arbeite ich sehr gerne im AKK.“

Das Altonaer Kinderkrankenhaus ist im Rahmen der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen einschließlich Notfallversorgung der höchsten Stufe eine „versorgungsnotwendige Einrichtung“ in Hamburg. Aufgrund dieser gesellschaftlichen Aufgabe stellt die Klinik hochspezialisierte stationäre und ambulante medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen sicher, so dass eine entsprechende Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln inkl. Nutzung des eigenen PKW sichergestellt werden muss. Dies betrifft nicht nur die rund 1.000 Beschäftigte im AKK, sondern auch die Familien. Oftmals sind es ernste Gründe, weswegen Angehörige der Patienten und Patientinnen auf die Benutzung des eigene PKWs angewiesen sind. Ob sie nun in unsere Ambulanzen, Tageskliniken oder sogar in die Notaufnahme müssen. Ganz zu schweigen von den Kindern und Jugendlichen, die teilweise monatelang bei uns stationär behandelt werden müssen.

Wir fordern Sie im Namen der betroffenen Kolleginnen und Kollegen und der Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige daher auf, uns im Rahmen der Neustrukturierung des Bewohnerparkens in Ottensen mit den Anwohnern gleich zu behandeln bzw. uns eine adäquate Möglichkeit zur Nutzung des Parkraumes anzubieten!

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