
Vor rund 10 Jahren wurde der „Lufthafen“ im Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK), Hamburg, eröffnet. Für beatmungspflichtige Kinder und deren Eltern war dies eine großartige Bereicherung, denn die Spezialstation bietet bis heute alle Voraussetzungen für die intensivmedizinische und pneumologische Versorgung von langzeitbeatmeten Kindern und Jugendlichen. Am heutigen Donnerstag wurde vor dem Hintergrund der sinkenden Inzidenzzahlen im Garten des Lufthafens dieser Geburtstag mit einem kleinen Sommerfest gefeiert. Im Mittelpunkt standen Patient:innen und Mitarbeiter:innen, die gerade in den letzten Monaten der Pandemie mit sehr hohen Einschränkungen leben mussten.
Klinik Clowns, Kinder-Theater Zeppelin und ein Trio aus Geige, Viola und Cello des Ensembles des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg sorgten im Garten des Lufthafens für Abwechslung bei Kindern und Erwachsenen. Im kleinen Rahmen wurde die Leistung des pflegerischen und medizinischen Personals sowie die Geschichte des Lufthafens gewürdigt. Das damals wie heute vorbildliche Projekt vereint höchste intensivmedizinische Standards mit einer kindgerechten, entwicklungsfördernden Umgebung und sorgt so für eine Verbesserung der Lebensqualität von langzeitbeatmeten und tracheotomierten (Beatmung über die Luftröhre) Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien. Nach Schätzungen sind etwa 2.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche in Deutschland auf eine Langzeitbeatmung angewiesen. Schädelhirnverletzungen, Muskel- und Nervenerkrankungen, Infektionen oder bösartige Erkrankungen können eine dauernde Unterstützung der Atmung erforderlich machen. Sauerstoffflaschen, Beatmungs- und Absauggeräte sind ständige Begleiter, viele Patienten sind auf einen Rollstuhl angewiesen. Oft leben die Familien zu Haus rund um die Uhr mit betreuenden Pflegekräften, da auch die nächtliche Beatmung gesichert sein muss. Der Alltag ist geprägt von logistischen Herausforderungen: Termine, Schulbesuche, Urlaube, Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte müssen geplant und organisiert werden. Die seelische Belastung durch die Sorge um die Gesundheit und die Angst vor lebensbedrohlichen Ereignissen ist groß. Die Verantwortlichen im Altonaer Kinderkrankenhaus erkannten dies bereits vor über 10 Jahren und entwickelten das Konzept des Lufthafens – eine Kombination aus ambulanter oder stationärer Versorgung und Kurzzeitpflege oder dauerhaften Wohnunterkunft.
Auf 1.500 qm stehen heute 13 stationäre Betten als Einzelzimmer im klinischen Bereich sowie 6 Plätze in der Wohnstation zur Verfügung. Ein sehr offenes und helles Architektur-Konzept kombiniert die Vorzüge einer modernen Intensivstation mit der Wärme der Wohnstation. Die Möglichkeiten, die der Lufthafen bietet, haben sich schnell herumgesprochen. Anfang 2017 wurde eine weitere Etage mit zusätzlichen Zimmern in Betrieb genommen. Die Zahl der jährlich behandelten Patienten hat sich seit 2011 verdreifacht und belegt eindrucksvoll die Versorgungsnotwendigkeit für diese Patientengruppe. Der Lufthafen hat sich zu einem der wichtigen Zentren für Langzeitbeatmung in ganz Europa entwickelt.
Dr. med. Eicke Böschen, Sektionsleiter Lufthafen, freut sich über die Fortschritte für die Patienten: „Bei unseren Patienten im Lufthafen sehen wir, wie sich durch eine frühzeitige Behandlung, eine präventive Therapie und durch regelmäßige Verlaufskontrollen die Lebensumstände deutlich verbessert haben. Die langzeitbeatmeten und tracheotomierten Kinder und Jugendlichen sind insgesamt stabiler und müssen deutlich seltener akut die Kliniken aufsuchen, beispielsweise aufgrund einer Pneumonie.“
Die Patienten im Lufthafen werden intensivmedizinisch durch entsprechend ausgebildetes ärztliches wie pflegerisches Krankenhauspersonal versorgt. Darüber hinaus unterstützt besonders befähigtes therapeutisches und pädagogisches Personal die durch die Erkrankung ihrer Kinder teilweise erheblich belasteten Familien optimal und langfristig.
„Das Gesamtkonzept des Lufthafens kann man uneingeschränkt als eine echte Erfolgsgeschichte bezeichnen, da wir für Patienten als auch für deren Familien einen sicheren Hafen geschaffen haben. Wir möchten uns bei all jenen ganz herzlich bedanken, die uns seit der Gründung durch Tatkraft, Aktionen und Spenden unterstützt haben,“ so Christiane Dienhold, Geschäftsführerin des Altonaer Kinderkrankenhauses.
Hierzu gehört auch Spitzenköchin Cornelia Poletto, Schirmherrin des AKK, die einen Gruß schickte: „In den letzten Jahren war es mir immer eine Herzensangelegenheit, den Lufthafen zu unterstützen. Der Lufthafen ist ein Ort, an dem sich Familien, die sich aufgrund der Erkrankung ihrer Kinder im dauerhaften Ausnahmezustand befinden, zu Hause fühlen können. Das ist von unschätzbarem Wert. Es ist toll zu sehen, wie sich dieses Projekt entwickelt hat. Ich freue mich darauf, auch in Zukunft dabei zu sein. Die Zeit, die ich dort regelmäßig mit den kleinen Patientinnen und Patienten verbringen darf, möchte ich nicht missen.“
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