X-Beine und O-Beine bei Kindern: Nur eine ästhetische Deformität?

19.03.2021

X-Beine und O-Beine bei Kindern: Nur eine ästhetische Deformität?

Beine haben normalerweise eine gerade Längsachse. Abweichungen hiervon bezeichnet man umgangssprachlich als X- oder O-Beine. Dies sind nicht nur ästhetische Deformitäten, sondern stellen eine Erkrankung des Bewegungsapparates dar. Prof. Dr. Ralf Stücker, leitender Arzt der Kinderorthopädie im Altonaer Kinderkrankenhaus, weist darauf hin, dass die Spätfolgen erheblich sein können. Wird eine Fehlstellung der Knie nicht korrigiert, können Betroffene je nach Ausprägung der Deformität schon im frühen Erwachsenenalter an Kniegelenksarthrose und Meniskusverschleiß leiden. Dies kann durch eine Korrektur im Kindesalter verhindert werden. In Deutschlands größter kinderorthopädischer Abteilung im Altonaer Kinderkrankenhaus werden diese Behandlungen mit sehr guten Ergebnissen vorgenommen.

Umgangssprachlich werden mit dem Begriff X- bzw. O-Beine Fehlstellungen der Knie beschrieben, die einseitig oder beidseitig auftreten können. Im Normalfall treffen Oberschenkel und Schienbein im Kniegelenk so aufeinander, dass sie auf einem Röntgenbild einen Winkel von 174° bilden. Bei normaler Beinachsenstellung wird die Last des Rumpfes gleichmäßig auf beide Knie verteilt. Abweichungen der Beinachsenstellung von bis zu 5° sind noch im Rahmen des Normalen und bedürfen keiner Therapie.

Ursachen

X- oder O-Beine treten meist im Kindesalter auf, die Gründe dafür sind vielfältig. Oft steckt eine Veranlagung dahinter. Ein signifikanter Vitamin-D-Mangel kann ebenfalls Beinachsendeformitäten begünstigen. Bedingt durch den Mangel am „Sonnenvitamin“ werden die Knochen nicht hart genug und können sich unter dem Einfluss des Körpergewichtes dann verbiegen.  Zu hohes Körpergewicht (Adipositas) und Fehlstellungen der Füße sind ebenfalls Risiken für die Entstehung von Achsendeformitäten der Beine. Weitere Ursachen für X- bzw. O-Beine können Unfälle, Knochenstoffwechselstörungen, Hormonstörungen oder Entzündungen sein. Selten gibt es angeborene Fehlbildungen mit nicht symmetrischer Aktivität oder Stillstand der Wachstumsfuge.

Beschwerden und Folgeerkrankungen

„X- oder O-Beine sind für viele ‚nur‘ ein optischer Makel, doch wer so denkt, verkennt, dass es sich dabei auch um eine ernstzunehmende Deformität handeln kann“, macht Prof. Dr. Stücker deutlich. Betroffene leiden im Erwachsenenalter häufig unter Schmerzen in den Gelenken. Bei einseitiger Achsenabweichung kommt ein Schiefstand des Beckens hinzu. Knorpel, Menisken und Knochen werden asymmetrisch belastet, was über kurz oder lang zu Schäden führen kann. Eine Kniegelenksarthrose (Verschleiß am Knorpelgewebe im Kniegelenk) ist dann oft vorprogrammiert. Als Folge daraus verstärkt sich die Achsenfehlstellung und diese verstärkt wiederum die Abnutzung des Knorpelgewebes – ein fataler Kreislauf! Auch schmerzhafte Schäden am Meniskus sind eine häufige Folge. Bei Kindern mit stark ausgeprägten X-Beinen kommt es vor, dass die Knie beim Gehen aneinander reiben, was besonders beim schnellen Gehen oder Rennen den Bewegungsablauf stören kann. Patienten mit O-Beinen leiden oft unter rascher Ermüdung beim Gehen und haben einen leicht ‚watschelnden‘ Gang. Der Kinderorthopäde wird nach einer ersten körperlichen Untersuchung eine spezielle Röntgenuntersuchung durchführen lassen. So können das Ausmaß der Achsabweichung und deren Ursache präzise bestimmt werden.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen

Es ist generell empfehlenswert, die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt wahrzunehmen, viele Fehlstellungen werden hier erkannt. Bei Bedarf erhalten Sie eine Überweisung zum Kinderorthopäden. Im Säuglingsalter ist eine O-Bein-Stellung oft unbedenklich, mit dem Längenwachstum gleicht sich diese in der Regel von allein aus. Auch X-Beine bei Kleinkindern bilden sich im Alter von 5 bis 6 Jahren meistens von allein zurück. Jenseits des 6. Lebensjahres sollten jedoch keine Beinachsendeformitäten mehr bestehen. Ist das der Fall, sollte die weitere Entwicklung durch einen Kinderorthopäden überprüft werden.

Behandlung

Solange die Wachstumsfugen noch offen sind, kann das Wachstum „gelenkt“ werden, indem es im äußeren Winkel vorübergehend gehemmt wird. Dies wird erreicht, indem Klammern in einer kurzen Operation wie eine „Brücke“ über die Wachstumsfuge eingebracht werden. Bei diesem Verfahren sind die Beine kurz nach der Operation wieder voll belastbar. Bis die Achskorrektur abgeschlossen ist, dauert es mehrere Monate. Wenn die gewünschte Korrektur erreicht ist, werden die Klammern wieder entfernt. „Eine Operation im Kindesalter bzw. im Wachstum kann später einsetzende Beschwerden oder Folgeerkrankungen verhindern wie z.B. eine ausgeprägte Arthrose“, erklärt Prof. Dr. Stücker. „Im Altonaer Kinderkrankenhaus verfügen wir über weitreichende Erfahrungen, die operativen Korrekturen durchzuführen. Und das mit sehr guten Ergebnissen!“, so Prof. Stücker weiter. Daher sind wachstumslenkende Verfahren anderen großen operativen Maßnahmen nach Beendigung des Wachstums vorzuziehen.

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