
Schulschließungen und Homeschooling, fehlender Austausch mit Freunden und weniger Ausgleich durch Sport und andere Freizeitaktivitäten sind eine große Herausforderung. Besonders jüngeren Kindern fällt es schwer zu begreifen, warum sie nicht mehr mit ihren Freunden spielen dürfen oder Oma und Opa nicht zu Besuch kommen. Aber auch ältere Kinder und Jugendliche sind durch die vielen Einschränkungen, die sie in Ihrem Alltag hinnehmen müssen, verunsichert. Dies kann Gefühle wie Ängste, Trauer oder Wut hervorrufen. Wie besorgte Eltern in der Krise für ihre Sprösslinge da sein können, weiß Frau Dr. Sabine Kiefer, Leitende Ärztin der Kinder- und Jugendpsychosomatik im Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK):
1. Offene und ehrliche Kommunikation
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Coronavirus. Verharmlosen Sie nichts, klären Sie auf und beruhigen Sie. Signalisieren Sie, immer für Fragen ansprechbar zu sein. Sprachlosigkeit bedeutet Stillstand in jeder zwischenmenschlichen Beziehung und macht nicht nur Kindern Angst. Wenn Sie nicht auf jede Frage eine Antwort wissen, ist das nicht schlimm. Seien Sie aufrichtig und versuchen Sie, die Antwort gemeinsam herauszufinden.
2. Handlungsmöglichkeiten aufzeigen
Führen Sie sich vor Augen, dass sie nicht ohnmächtig sind, sondern einen Handlungsspielraum haben. Zeigen Sie diesen auch Ihrem Kind auf und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Ihr Kind kann mithelfen, sich und Ihre Familie zu schützen. Erklären Sie ihm eine korrekte Husten- und Niesetikette und zeigen Sie ihm, wie es sich sorgfältig die Hände wäscht. Ganz wichtig: Loben Sie Ihr Kind! Die positive Bestärkung ist - nicht nur in der Krisensituation - wichtig für eine gesunde Entwicklung.
3. Geborgenheit schaffen
Nehmen Sie sich Zeit und Raum für Eltern-Kind-Interaktion. Schaffen Sie zum Beispiel gemeinsame Zeit zum Spielen und Austauschen. Fragen Sie Ihr Kind, was es gerne tun möchte und sammeln Sie verschiedene Aktionsideen. Entscheiden Sie abwechselnd oder auch gemeinsam, ob Sie basteln, malen, singen oder spielen möchten. Machen Sie das Beste aus der Situation und sammeln Sie gemeinsam Erinnerungen. Wie wäre es, ein gemeinsames Familientagebuch anzufertigen?
4. Mut machen
Gemeinsam sind wir stark. Erklären Sie Ihrem Kind, wie wichtig es ist, dass sich Menschen gegenseitig helfen. Dadurch, dass alle viel zu Hause bleiben, Abstand voneinander halten und in Einkaufsläden oder im Bus einen Mundschutz aufsetzen, tragen alle dazu bei, dass die Krise so schnell wie möglich vorübergeht.
Erzählen Sie Ihrem Kind auch, dass Wissenschaftler an einem Impfstoff und an Medikamenten forschen und dass Menschen, die krank werden, Hilfe von Ärzten bekommen.
5. Zeit für Gefühle
Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst und seien Sie verständnisvoll. Lassen Sie Ihr Kind erzählen, was es bewegt. Zeigen Sie Verständnis und erklären Sie, dass Gefühle wichtig sind und angenommen werden dürfen. Vereinbaren Sie gemeinsam eine Zeit, in der die Gefühle da sein dürfen und der Sie sich gemeinsam um sie kümmern, zum Beispiel nach dem Frühstück. Wenn sich Gefühle zu einem anderen Zeitpunkt melden, zum Beispiel vor dem Schlafengehen, dann schicken Sie die Gefühle gemeinsam weg und sagen ihnen, dass Sie sich morgen wieder um sie kümmern werden.
6. Vergessen Sie sich nicht
Akzeptieren Sie die Situation, wie sie ist und sorgen Sie gut für sich. Nur, wenn es Ihnen gut geht, können Sie gut für Ihr Kind da sein.
Socials